Bonjour Frankreich! Bonjour Herbst! 
Bonjour Frankreich! Bonjour Herbst! 

Bonjour Frankreich! Bonjour Herbst! 

Es ist Herbst geworden! Innerhalb weniger Tage sind die Temperaturen von freundlichen 25-28 Grad und Sonnenschein auf 15 Grad Tageshöchsttemperatur gefallen, Morgens und Abends sind es nur 5-9 Grad. Dazu einige Tage lang viel Regen, Nebel, bestenfalls dichte Wolken, erst seit gestern setzt sich die Sonne wieder öfters durch, die Luft bleibt aber frisch: es ist saukalt! Lange Unterhose und Daunenjacke sind in vollem Einsatz und die Frage, ob wir nicht ein Longsleeve zuviel mit uns rumschleppen, erübrigt sich in Zeiten von Zwiebellook. Die Handtücher werden seid Tagen nicht mehr richtig trocken, die Schuhen ebenso wenig. Meikes Strategie für trotzdem warme Füße: Wollsocken und darüber wasserdichte Socken von Sealskinz. Haarewaschen ist vorerst ausgesetzt. Auf den Campingplätzen sind die Böden durchweicht und das Zelt sieht entsprechend aus. Zelten für Fortgeschrittene… mitunter schielen wir neidisch zu den Wohnmobil-Luschen 😉 die aber auch sehr nett und mitfühlend sein können, so wurden uns schon was Warmes zu Trinken und eine Wärmflasche angeboten.

Es ist durchaus anspruchsvoll, aber wir sind trotzdem sehr froh unterwegs zu sein, denn kurzzeitig sah das mal ganz anders aus. Auf dem Weg nach Frankreich drohte uns fünf Tage nach dem Re-Start schon die Zwangspause bzw. Rückkehr: Thomas muss eine Langzeit-Antibiotika-Therapie machen und die bringt seine Verdauung gehörig aus dem Lot. Drei Tage lang waren die Kilometer auf dem Rad permanent begleitet von dem Gedanken, wo bzw. wie schnell ggf. das  nächste Klo zu erreichen ist, oder ob sich ein Wäldchen anbietet, um mit dem Schäufelchen bewaffnet darin zu verschwinden. Ein Pausetag mit Haferbrei brachte zum Glück Besserung und anstatt das Zugticket nach Hause zu lösen, haben wir beschlossen, weiterzufahren und hoffen seither, mit Schonkost Thomas Darm einigermaßen ruhig zu halten. Es gelingt uns bislang ganz gut. Schade ist es natürlich schon, durch Frankreich zu fahren und Croissants, Käse, Rotwein und Entrecote vom Speiseplan zu streichen und Kräutertee statt Kaffee zum Frühstück ist auch nicht gerade nach Thomas Geschmack… Auch beflügelt eine schlechte Verdauung nicht gerade den Energiehaushalt und die Kälte zehrt auch an den Kräften. So müssen wir unsere Etappen kürzer gestalten, als wir uns das eigentlich gedacht hatten. Wenn wir aber wie jetzt gerade an einem Pausetag, dick angezogen und mit heißem Tee in den Thermostassen auf unseren Stühlen in der Herbstsonne sitzen und über die weitere Steckenführung nachdenken, dann fühlt sich alles einfach richtig und gut an und wir bedauern die Wohnmobil-Luschen, die in ihren beheizten Schiffen frühstücken, ohne den Wind und die Sonne direkt zu spüren. 

A propos Steckenführung: vor einer Woche haben wir unser Zuhause gen Süden verlassen. In Immendingen haben wir auf einem schönen Zeltplatz unweit der Donauversickerung übernachtet, der in die Kategorie best practice gehört: eine große Wiese, ein Kiosk mit hervorragendem Essen, einfache Dusche und Toiletten, keine Wohnmobile und das ganze für nur 5,- pro Person. In Tuttlingen ist der vergleichbare (Radler)Zeltplatz sogar ganz kostenfrei. 

Kleiner Einschub dazu: Überall in Deutschland richten die Kommunen Wohnmobilstellplätze ein, auf denen das Übernachten für die motorisierten Reisenden oft weniger kostet, als für Radreisende oder Wanderer auf dem Campingplatz. Wie wäre es mal mit günstigen Zeltplätzen, für die man doch problemlos die Infrastruktur von Schwimmbädern, Sportvereinen oder Grillplätzen nutzen könnte? 

Über Singen am Hohentwiel ging es weiter an den Hochrhein und durch Meikes alte Heimat: Waldshut, Albbruck, übernachten auf einem Bauernhof in Bad Säckingen. Der Rheinradweg entlang der Schweizer Grenze ist wirklich schön. Nächste Station war dann Biederthal im südlichen Elsass unweit von Basel. Dort durften wir unser Zelt im wunderschönen Garten von Arnaud, Barbot, Aljou und Yala aufstellen und den Komfort eines schönen Badezimmers und einer trockenen Wohnküche genießen, während es draußen regnete. Die vier sind vergangenen Sommer zum Nordkap geradelt und wir hatten das Vergnügen für Yala ein Reiserad zusammenzustellen. 

Nach unserem Besuch in Biederthal durchquerten wir den Sundgau zwischen Vogesen und Jura entlang der Llargue und dann am Rhône-Rhein-Kanal bis zum Doubs, der sich wunderschön durch das Jura schlängelt. Seither folgen wir dem Eurovelo 6, der wirklich gut ausgebaut und beschildert ist und die Franzosen können auch bei Radwegen notwendige Umleitungen richtig gut beschildern. Die Fahrt entlang des Doubs haben wir vor allem gestern sehr genossen, nicht nur wegen der Sonne: die Landschaft zwischen Besançon und Dole ist wunderschön, das Doubstal mit den schroffen Felswänden des Jura erinnern uns an das obere Donautal, man trifft auf Wanderer, Kletterer, Kajakfahrer und andere Radreisende. Mal geht es entlang des Doubs, mal entlang des Kanals. Wir waren beeindruckt von der Sauberkeit und Klarheit des Wassers, nirgendwo schwamm Müll, die Fische tummeln sich zwischen Wasserpflanzen und an den dicht bewachsenen Uferböschungen warten Kormorane und Reiher auf ihre Chance. Der Kanal hat sehr viele Schleusen und entsprechend niedrig sind die Staustufen: ein überzeugen naturnaher Schiffsweg. 

Morgen geht es auf dem Eurolvelo 6 weiter durch Burgund Richtung Südwesten, in 70km trifft dann der Doubs auf die Saône. Heute Abend gönnen wir uns trotz Schonkost eine Flasche Wein zur Linse-Karotte-Reis-Suppe und vertrauen auf die therapeutischen Zwecke von beiden 😉

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