Portugal und Spanien, Herbst ’14 , 2. Teil
Portugal und Spanien, Herbst ’14 , 2. Teil

Portugal und Spanien, Herbst ’14 , 2. Teil

Je näher die „große Reise“ rückt, um so ungeduldiger werden wir. Es liegt immer noch ein Berg Arbeit vor uns, aber inzwischen scheint er bezwingbar. Damit die Vorfreude uns weiter mit der nötigen Energie für den Enspurt im FahrRadLaden versorgt, wird es Zeit das Touren-Archiv auf unserer Website etwas fortzuführen.

Nazaré, gut100km nördlich von Lissabon, war eine weitere Station auf unserer Tour entlang der portuguisischen Atlantikküste. Bekannt ist die Stadt vor allem bei Surfern für ihre „Monsterwelle“: Über 20 Meter hoch können sich die Wassermassen auftürmen! Schwer vorstellbar, wenn man sieht, wie ruhig das Meer dalag, als wir dort waren.

Was uns in Portugal durchgängig begegnet ist: wie einfach das Leben dort zum Teil noch ist, wie wenig Geld die Menschen zur Verfügung haben, und wie zufrieden, die Menschen trotzdem sind, freundlich, entspannt, fröhlich.

Die vielen Waschhäuser in den Dörfern, die teilweise auch noch in Benutzung sind, sind Zeuge des eher einfachen Lebens, aber auch Zeugen einer langen Tradition mit wichtiger, sozialer Bedeutung im Dorfleben: das gemeinsame Wäschewaschen am Waschtag war immer mehr ist als reine Hausarbeit, im Waschhaus kamen die Frauen zusammen und tauschten Neuigkeiten aus.

Die erste Zeit hatte uns Portugal mit bestem Wetter verwöhnt, dass der November dort aber auch anders kann, durften wir kurz vor Porto erleben: heftiger Wind und eine schwarze Wolkenwand lies uns den nächstgelegenen Campingplatz ansteuern – leider nicht mehr rechtzeitig vor dem strömenden Regen. Was dann folgte ist schwer zu beschreiben und bildlich kaum dokumentiert: beim Zeltaufbau hat Thomas glücklicherweise daran gedacht einen kleinen „Flutgraben“ zu ziehen, der uns später noch retten sollte… In Regenklamotten mit nix drunter, um möglichst wenig Wasser reinzubringen, haben wir uns ins Zelt gerettet und das Equipment in den wasserdichten Packtaschen – Ortlieb sei dank – sicher in den Absiden verstaut. Zum Glück hatten wir ein geräumiges 3-Personen-Zelt und konnten die Matten aufblasen und uns installieren, ohne abzusaufen. Dann folgten 12 Stunden Unwetter. Das Wasser stand teilweise über 5cm hoch in unseren Absiden. Ohne den Graben, wären wir baden gegangen… An ein raus oder reinkommen, ohne dass wir samt Schlafsäcken absaufen, war nicht zu denken. Und so haben wir unsere Geduld und unsere Blasen bis aufs äußerste strapaziert („Schatz, willst du was trinken?“ „Ach nö, lass mal…“), gelesen, geschlafen, gewartet, bis der Regen am nächsten Morgen nachgelassen hatte und wir die Chance hatten, das Zelt abzubauen und weiterzufahren. Klingt unbequem und anstrengend – war es auch. Und trotzdem gehören solche Erlebnisse einfach dazu. Nur romantische Sonnenuntergänge wäre ja auch langweilig.

Unsere nächste Station war Porto. Weil uns der Campingplatz zu weit außerhalb lag und schon wieder Regen angesagt war, haben wir dort kurzerhand in einem sehr netten – und thematisch äußerst passenden – Hostel eingecheckt: dem Port Wine Hostel. Von dort aus erkundeten wir zwei Tage lang die wunderschöne Stadt. Porto hat uns noch besser gefallen als Lissabon, hat noch mehr Charme, wirkt authentischer, aber auch rauer. Und der allgegenwärtige Verfall und die offensichtliche Armut vieler Bewohner, die teilweise unter für uns unvorstellbaren Bedingungen wohnen, war auch deprimierend. Generell hing in Porto an gefühlt jedem zweiten Haus ein Schild „vende se“ (zu verkaufen), allesamt stark renovierungsbedürftig und bei vielen haben wir uns gefragt, ob ein neuer Besitzer überhaupt noch die Chance hätte, das Gebäude vor dem Verfall zu retten.

Von nun an regierte der Herbst an der Antlantikküste wir verbrachten viel Zeit mit „Regenklamotten an“, „Regeklamotten wieder aus“, „Regenklamotten wieder an“, … Sicherlich hätten wir die nervigen An- und Auszieh-Pausen weniger verflucht, wenn wir damals schon gewusst hätten, wie viele Tage uns noch erwarten würden, an denen wir die Regenklamotten nur einmal würden an- und ausziehen dürfen, nämlich einmal morgens und einmal abends…

Bei Vigo verließen wir den Atlantik. Das nasskalte Wetter begleitete uns bis Santiago de Compostela. Von da an folgten wir dem Jakobsweg ins Landesinnere, der Regen weiterhin unser stetiger Begleiter. Ok, mit dem November hatten wir halt leider einen nicht ganz optimalen Reisemonat gewählt (aber macht ihr als Fahrradhändler mal im Sommer länger als 14 Tage Urlaub). Und einen Grund muss es ja geben, warum Galicien so schön grün ist. Ich zitiere aus Wikipedia: „Das Klima der Region wird vom Atlantik geprägt und ist ausgesprochen mild, dabei jedoch sehr feucht. Kennzeichnend für Galicien sind milde Winter mit heftigen Niederschlägen…“. Wahrscheinlich hatten auch deswegen fast alle Campingplätze in Galicien geschlossen. Umso einladender: die Pilgerherbergen, die wir zu dieser Jahreszeit auch mal ganz alleine für uns haben konnten. Und auch ein Trucker-Motel mit all-you-can-eat-Abendessen und Fön im Zimmer schien reizvolle Alternative zum wildcampen im Dauerpiss. Trotz dieser Annehmlichkeiten: das schlechte Wetter machte auf Dauer vor allem Meike zu schaffen, da halfen irgendwann auch keine Milchbrötchen mit Nutella und Erdnussbutter mehr, um die Stimmug zu heben. Aber das Tiefdruckgebiet bewegte sich zuverlässig in unserer Reisegeschwindigkeit immer weiter mit uns durch Land, es sschien kein Entkommen zu geben. In Ponferrada hatten wir das Mistwetter satt. Ein Mietwagen brachte uns one way 300 km weiter nach Burgos und damit an den Rand des Tiefs.

Ein Kommentar

  1. Oliver Hartlapp

    Moin Thomas, jetzt sind wir fündig geworden. (.eu)
    Bin gerade mit Nicola am Billard spielen.
    Coole Sache euere Trips. Werde ich mir gerne zwischenduch mal reinziehen.
    Viele Grüße, Hardy + Nicola

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