Angekommen im Land der Abenteuer-Träume: Norwegen 
Angekommen im Land der Abenteuer-Träume: Norwegen 

Angekommen im Land der Abenteuer-Träume: Norwegen 

„Ich kann nicht glauben, dass wir das jetzt mindesten 3,5 bis 4 Monate am Stück machen dürfen! Einfach so sein! Ich komm mir vor wie ein Käfighuhn, dass zum ersten Mal auf eine grüne Wiese darf.“ Nicht nur an unserem ersten Abend in Norwegen sondern noch ein paar Mal seither musste Thomas seiner Verwunderung ergriffen Ausdruck verleihen und dem tiefen Glück, das er empfindet, während er da sitzt, breit grinsend, maximal warm und wasserdicht angezogen, mit dem Mückennetz über dem Kopf (denn sobald es mal nicht regnet und kaum windet sind die Mücken unerbittlich unterwegs) und mit dem wenigen (halb)trockenen und nicht morschen Holz, das wir finden konnten, den Hobokocher befeuert und unser Abendessen kocht. Kein Wunder: seit er als 13jähriger mit den Pfadfindern das erste Mal in Schweden auf Großfahrt unterwegs war – natürlich mit dem Fahrrad – träumt er davon, nichts anderes zu tun, als durch Skandinavien zu radeln, wild zu zelten, immer in der Natur zu sein und diese schöne Landschaft zu erkunden und zu genießen. Und bislang waren 3 Wochen am Stück das höchste der Gefühle. Und jetzt liegt erst eine Woche Südnorwegen hinter uns, und es fühlt sich schon so an, als sein wir bereits Wochen unterwegs, so viele Eindrücke erleben wir jeden Tag. 

Als wir vergangenen Sonntag Mittag in Kristiansand ankamen und uns auf den Weg nach Norden aus der Stadt machte begrüßte uns Norwegen mit kaltem Regen und trüben Aussichten. Aber als wir am Nachmittag an unserem ersten Übernachtungsplatz ankamen, verzog sich der Regen und die Sonne lies sich noch kurz blicken. Wettertechnisch hat sich seither wenig geändert: jeden Tag Regen und Sonne in unterschiedlichen Anteilen und Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad tagsüber, nachts ging es sogar mal unter Null, und durch den Wind waren es auch so gefühlt oft sehr kalt, während wir langsam aber stetig das beeindruckende Otra Tal über Evje bis Haukeli hochstrampelten und uns von dort aus auf über 1.000 Höhenmeter auf das wunderschöne Haukelifjell hocharbeiteten. Beim Blick auf die Wetterkarte Norwegens stellten wir dabei überrascht fest, dass es nahezu im gesamten Rest des Landes mindestens 5 Grad wärmer war als bei uns – sogar in Tromsø und noch weiter nördlich! Nun, hätten wir gewusst, was wir auf unserer letzten Etappe nach Røldal erfahren haben, hätten wir in Hirtshals vielleicht nicht die Fähre nach Kristiansand genommen, um von dort unsere Route quer durchs Land nach Bergen anzutreten, sondern wir hätten als Hafen und Startpunkt in Norwegen wohl eher Bergen oder Oslo gewählt – so wie die meisten Nordkap-Radler, die den Radweg von Oslo nach Trondheim als Einstieg wählen. Vielleicht waren wir auch deswegen die einzigen Radreisenden auf der Fähre…

Røldal liegt im Tal am Südwestrand der Hardangervidda und westlich vom Haukelifjell auf nur 400m, ringsum von Bergen umgeben und ist als das „Schneeloch von Norwegen“ bekannt. Das zugehörige Skigebiet auf 700 bis 1.300m zählt zu den schneesichersten Norwegens. Und auch wenn das Haukelifjell auf der anderen Seite liegt hätte wir uns also vielleicht nicht über die ganzen Schneereste und die noch deutlich gezuckerten Gipfel drumrum wundern müssen. Und so sehr verwundert waren wir auch nicht, zumal Thomas schon vor unserer Abreise immer wieder sagte, wir dürfen nicht zu früh zu weit oben sein, sonst könnte es passieren, dass Pässe wegen Schnee noch geschlossen sind. Aber diese Überlegungen bezog sich dann doch eher auf Pässe noch weiter nördlich. Daher waren wir dann doch etwas überrascht, als das Stück der schmalen, alten Passstraße über den mit 1.150m höchsten Punkt unserer Etappe über das Fjell noch geschlossen war und damit unsere Umfahrung für den für Radfahrer gesperrten Tunnel. Weil der rund 6 km lange Tunnel uns als denkbar schlechte Alternative erschien und die Straße auf den ersten Blick schneefrei wirkte, machten wir uns auf, neugierig ob wir am Ende irgendwo im Schnee stecken bleiben würden und guckten ziemlich dumm aus der Wäsche als wir nach ein paar Minuten zwei Skitourengehern begegneten, die neben der Straße über das Schneefeld glitten. Auf die Frage hin, wie denn unsere Chancen seien, die Straße zu passieren, erklären sie uns, das dürfte kein Problem sein: das Frühjahr sei ungewöhnlich schneearm, normalerweise würden um diese Zeit hier oben noch flächendeckend 2m und mehr liegen. Glück für uns – Pech für sie, denn ihre Tourensaison gehe eigentlich bis Ende Juni, manchmal sogar bis in den Juli hinein, und jetzt sähe es so aus, als ob ihre Abfahrt an diesem Morgen, die letzte für diese Saison gewesen sei. Wie gesagt, hätten wir vorher gewusst, wie lange der Winter das Haukelifjell und die Berge rund um Røldal normalerweise im Griff hat, wäre unsere Routenplanung wohl anders ausgefallen (morgen geht es wieder auf über 1.000m rauf…). Insofern hatten wir doppeltes Glück: zum einen, dass wir es nicht wussten und diese herrliche Stecke rausgesucht haben, zum andern, dass wir nicht umkehren mussten und nur ganz leicht im Schnee stecken geblieben sind. Hoffen wir, dass sich daran auf der morgigen Etappe über die Røldalsfjellet-Passtraße nach Odda und damit an den Sørfjord, einen Seitenarm des Hardangerfjords nichts ändern wird! 

6 Kommentare

    1. reisegefaehrten

      Danke! 😘😘😘 Wir vermissen euch auch sehr! Und obwohl es schön und aufregend ist, unterwegs zu sein, freuen wir uns (also vor allem Meike) schon auch auf daheim. Im Winter sind wir ja auf jeden Fall einige Zeit da! Obwohl Thomas d hob von der Hytta in Schweden oder Norwegen zum Langlaufen träumt. Mal sehen… und dann wissen wir auch noch gar nicht, wie es danach weitergeht. Wir haben so viele Ideen. Aber immer unterwegs und draußen sein ist auch anstrengend. Vor allem wenn das Wetter nur so mittel gut mitmacht….
      Danke auch für‘s fleißige kommentieren. Wir warten ja noch drauf, dass sich da andere LeserInnen mal ein Beispiel nehmen ☺️

  1. Michael Maeck

    Das klingt wirklich richtig toll: mit den Fahrrädern den ganzen Tag draußen, bei jedem Wetter. Mich würden die Mücken und der Regen auf Dauer wohl wahnsinnig machen. Beim Radfahren kommen sie hoffentlich nicht, so wie hier in milderen Gefilden. Also einfach immer weiter fahren …
    Beneidenswert schöne Aufnahmen, in echt wahrscheinlich noch viel beeindruckender. Ich freue mich für euch beide, dass so etwas möglich ist!

    Herzliche Grüße aus Tübingen, wo mein dritter Riemen sich gerade kurz vor 26 000km verabschiedet hat.

    Michael

    1. reisegefaehrten

      Lieber Michael, danke für deine guten Wünsche. Wir haben unser Zelt heute direkt am Strand aufgebaut und genießen den Abend bislang ohne Regen und ohne Mücken – wir können unser Glück kaum fassen. Wir hoffen, dein Rad läuft bald wieder und vor dir liegt eine wunderbare Radsaison mit schönen Touren! Viele Grüße von uns beiden!

  2. Hallo liebe Meike, lieber Thomas,
    SCHÖN das Ihr es realisiert habt! – Some people live their dreams! Ihr gehört dazu!

    Ich darf nicht ZUVIEL von Euren bewegenden Reiseberichten lesen, sonst will ich auch sofort los…

    Ich habe es nun – endlich- hinbekommen Eure website zu verlinken… 🙂

    Ich wünsche Euch weiterhin VIEL Spass und tolle Erlebnisse auf Eurer Reise!
    herzliche Grüße aus Hameln
    Carsten, Fahrradies Hameln

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