Auf Wiedersehen Dänemark! Schön war’s!
Auf Wiedersehen Dänemark! Schön war’s!

Auf Wiedersehen Dänemark! Schön war’s!

Nach einem sehr windigen Pausetag auf dem Campingplatz Vesterhav südlich vom Nissum Fjord und einer ziemlich stürmischen Nacht legte sich der Wind auf der zweiten Hälfte unserer Route entlang der Nordseeküste Dänemarks so nach und nach. Was von ihm übrig blieb wurde während wir der Küste nach Osten folgten zu einem angenehmen Rückenwind, der uns vor allem auf der letzten Etappe sanft über so manchen Hügel hinweghalf. Der Norden Dänemark erwies sich nämlich als etwas hügeliger als der Süden und die Bovbjerg Klippe war mit ihren 40 Höhenmetern dann doch nicht die höchste Erhebung unserer Dänemark Durchquerung 😉. 

In drei sehr schönen Etappen und nach zwei weiteren kalten aber gemütlichen „Shelter-Nächten“ inklusive kochen auf dem Feuer, Würstchen grillen und Tee mit Rum erreichten wir Hirtshalts und damit unseren Fährhafen für die Überfahrt nach Norwegen. Gestern ging es in knapp vier Stunden mit der Fähre nach Kristiansand im Süden des Landes. Von da aus sind es noch rund 3.200 Kilometer bis zum Nordkap, wenn wir quer durchs Land nach Bergen fahren und von da dem Eurovelo 1 nach Norden folgen. Ende Juli bis Anfang August wollen wir oben sein bzw. Richtung Schweden ab- und umdrehen. Mal sehen, widd es weit bis dahin kommen. Letztlich ist ja der Weg das Ziel und nicht zwingend das Nordkap 😋.

Zeit für ein kleines Dänemark-Fazit: als Freunde der etwas weniger flachen Landstriche hat uns der Norden Dänemarks besser gefallen als der Süden, zumal unsere Route im Süden oft auch durch die weniger schönen, landwirtschaftlich genutzten Flächen führte, während uns weiter oben viele schöne Wild- und Naturreservate und der Nationalpark Thy erwarteten mit lichten Wäldern, weiten Heiden, Mooren sowie wilden Dünenlandschaften. Wer seine Freizeit beziehungsweise seinen Urlaub gerne draußen verbringt, der ist hier richtig: zahlreiche Waldwege laden zum Wandern, Radfahrern und Reiten ein. Es gibt ausgewiesene Mountainbike-Stecken und wenn man sich nicht gerade zur Downhill-Fraktion zählt kann man auf den Trails wohl ganz schön Spaß haben und auch ein paar Höhenmeter sammeln. Und die Schotterwege lassen das Gravelbiker-Herz höher schlagen, wobei die Dänen anscheinend ebenso gerne mit dem klassischen Rennrad auf den kleinen Straßen unterwegs sind. Die hervorragende Radverkehrinfrastruktur haben wir ja schon gelobt, das Lob gilt gleichermaßen den extrem freundlichen und umsichtigen dänischen Autofahrern. Nie wurden wir zu dicht überholt und ganz generell erlebten wir die Autofahrer hier extrem entspannt – auch die zahlreichen (überwiegend deutschen) Touristen, die sich von der dänischen Gelassenheit im Straßenverkehr anscheinend anstecken lassen. Jedenfalls ist Radfahren hier egal in welcher Form eine echte Freude! Und ansonsten bietet sich für körperliche Betätigung an der frischen Luft natürlich das Windsurfen an – ein guter Neo mal vorausgesetzt, wenn man nicht frieren will.

Auch über das dichte Shelter-Netz, das in Dänemark zum Übernachten in der freien Natur einlädt, haben wir ja schon beichtet. Wir müssen trotzdem nochmal sagen, wie begeistert wir von diesem Angebot sind. Wir haben in insgesamt fünf Sheltern übernachtet. Nur eines davon hat etwas gekostet (30 Kronen pro Person = 4 Euro), bei einem anderen gab es für 10 Kronen (1,35 Euro) 1,5 Minuten lang heißes Duschwasser. Meistens gab es eine Wasserzapf-Stelle in der Nähe und zumindest ein Plumpsklo. Zwei mal gab es kostenloses Brennholz. Die Plätze liegen meist wirklich schön und ruhig, obwohl oft auch nicht weit von einer Ortschaft. Keines der Shelter war verdreckt, es gibt keinen Vandalismus und die Leute nehmen ihren Müll wieder mit. Die Dänen wachsen mit dieser Art am Wochenende mal eine Nacht im Wald zu schlafen auf und gehen anscheinend recht sorgsam mit dem kostenlosen Angebot um und wissen es zu schätzen, obwohl es gleichermaßen eine Selbstverständlichkeit ist. Wir jedenfalls geben dem „Sheltern“ das Prädikat „absolut empfehlenswert“ wenn man ein klein wenig Lust auf Abenteuer verspürt. 

Wer es bequemer mag, dem können wir die dänischen Campingplätze empfehlen, auch wenn wir nur zwei davon getestet haben. Es scheint üblich, dass die Campingplätze große, gemütliche Aufenthaltsräume haben und auch richtige Küchen. So ist das Zelten deutlich komfortabler und schlechtes Wetter lässt sich gut aushalten.

Und dann gibt es natürlich zahlreiche Ferienhaussiedlungen. Klingt erst mal nach einer eher hässlichen Angelegenheit, hat aber mit den Retorten-Tourihochburgen, wie man sie aus Spanien oder so kennt, nichts zu tun. Die Hyttas der Dänen liegen eingebettet in die weite Dünenlandschaft an der Küste, die Wege sind oft nur geschottert, es gibt keine Zäune und aufwendig gestaltete Gärten oder gar geteerte oder gepflasterte Parkplätze, als Baumaterial dient oft Holz, grün, schwarz, dunkelblau oder dunkelrot gestrichen, teilweise sind die Dächer mit Grassoden belegt. Und dann bestehen die Siedlungen meist aus ganz unterschiedlichen Häusern, es gibt kaum „Monokulturen“ und auch kein geradliniges Raster, an dem Straßen, Grundstücke und Gebäude sich auszurichten haben. Vielmehr schmiegen sich die Hyttas kreuz und quer verteilt in die Senken zwischen den Dünen, stehen mal dichter, mal weiter auseinander und schauen auch nicht zwingend in die gleiche Richtung, so dass die fast ausschließlich einstöckigen Häuser letztlich eher wie ein Teil der Landschaft wirken und nicht wie Fremdkörper. Sicher, wir haben auch hier ein paar weniger schöne Ferienanlagen gesehen und nicht jede Hytta kommt bescheiden daher, aber insgesamt wirkte die dänische Nordseeküste auf uns nirgends durch übermäßigen Tourismus und seine Bausünden verschandelt. 

Ja, Dänemark hat uns gut gefallen. Und wir werden sehen, wie früh im Herbst wir Südschweden erreichen und ob uns die Zeit dann reicht, auf dem Rückweg nochmal durch Dänemark zu fahren, Kopenhagen zu besuchen und den östlichen Teil des Landes kennenzulernen. 

Allein das Wetter zum Abschied hätte etwas freundlicher sein können. Waren die Tage zuvor zwar recht frisch aber meist sonnig, setzte in der Nacht vor unserer Abreise ein mittelkräftiger Dauerregen ein, so dass wir unser Zelt leider nass abbauen mussten. Und auf der Fähre nach Norwegen war nicht viel Aussicht geboten. Vielleicht wollte uns Dänemark schon mal ein wenig einstimmen, denn klar ist, dass wir in Norwegen mit vielen kalten, trüben, regnerischen Tagen rechnen müssen. 

Wir sind jetzt seit 1,5 Tagen in Norwegen und schon jetzt im absoluten Abenteuer-Radreise-Glück, auch wenn uns das nasskalte Abschiedswetter tatsächlich erhalten geblieben ist. Wir haben gestern Kristiansand Richtung Norden verlassen und folgen seither der Radroute entlang dem Fluss Otra stetig bergauf. 20 Kilometer weg von der Küste beginnt schon das wilde, dünn besiedelte Norwegen. Es gibt kaum noch Verkehr und das Otra Tal ist bezaubernd. Der Fluss liegt mal eng in seiner Schlucht, dann macht er sich breit zu Seen mit Inseln und felsigen Stränden und erinnert an die Fjorde, die vor uns liegen.

Unser erster Übernachtungsplatz: eine Schutzhütte oberhalb eines stillgelegten Wasserkraftwerks. Jetzt schlummert Thomas, den hoffentlich keine Erkältung erwischt hat, sondern nur etwas Erschöpfung vom vielen abenteurern, seit dem frühen Nachmittag nach einer weiteren kurzen Etappe in einem Shelter knapp 50km nördlich von Kristiansand direkt am Fluss. Eingemummelt in den Schlafsack inklusive wollener langer Unterhose und dicker Jacke, denn das Thermometer zeigt nur 6 Grad, und Mückennetz über dem Kopf, denn die Bister sind hier auch bei kalten Nieselregen erbarmungslos unterwegs. Die Wetteraussichten für morgen sind sehr nass: Wir sind in Norwegen! 

2 Kommentare

  1. Ariane

    Das mit den Sheltern klingt wirklich gut. Und jetzt hat sich auch meine Frage zwecks der Wasserversorgung beantwortet.

    …dass die Mücken auch bei Regenwetter unterwegs sind ist echt…doppelt fies, eins von beidem würde nun wirklich reichen!

    1. reisegefaehrten

      Ja, die Mücken sind fies… gestern hatten wir beim Zeitaufbau erst Regen, dann hat es aufgehört und 1 Minute später waren die Mücken da. Dann hat es 5 Minuten später angefangen wie irre zu hageln und als das dann nach 15 Minuten vorbei war, wieder Mückenalarm… Heute Morgen gleiches Spiel. Nur ohne Hagel. Grenzt irgendwie schon an Quälerei 😆. Aber eigentlich auch ganz praktisch: durch die Regenklamotten kommen die Biester nicht durch 😜. Und da es nicht sonderlich warm ist, stören die langen Klamotten auch nicht. Alternativ hilft nur Wind…. So richtig nervig ist es beim Essen, da ist das Mückennetz etwas hinderlich 😂.

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