Zelt-Wechsel: Tunnel statt Kuppel!
Zelt-Wechsel: Tunnel statt Kuppel!

Zelt-Wechsel: Tunnel statt Kuppel!

“Wollen wir heute drinnen oder draußen essen?“ Diese Frage stellte sich uns bislang nur selten. Die wenigsten Campingplätze bieten einen Aufenthaltsraum und unser Hilleberg Allak 3 Kuppelzelt war dazu einfach zu klein. Da wurde das Schlafzimmer nur im Notfall – wie in der Sturmnacht am Atlantik – auch zum improvisierten „Esszimmer“. Schutz vor Regen und Wind boten ggf. unser Tarp, ein überdachter Sitzplatz oder ein Vordach vor den Sanitärgebäuden. Jetzt haben wir die Wahl, ob wir vor dem Zelt oder im Vorzelt speisen möchten! Denn unser neues „Haus“ ist 4,5m lang, 2m breit und hat zwei Zimmer, eins zum Schlafen und eines, in dem sich neben unseren Packtaschen noch genug Platz findet für unsere Stühle. Da können wir trocken, windgeschützt und wärmer sitzen und dabei auch noch wählen, ob wir dabei alle Schotten dicht machen oder die Stirnseite der Apsis hochrollen.

Damit sind die wesentlichen Gründe für unseren Wechsel vom Kuppel- aufs Tunnelzelt auch schon genannt: mehr Platz und ein besserer Wetterschutz. Und passenderweise heißt der Hersteller unseres neuen Raumwunders Wechsel, unser Modell ist das Tempest 3.

Mehr Platz bieten Tunnelzelte wie gesagt vor allem durch ihre große Apsis an der Stirnseite, die je nach Zeltgröße eben nicht nur Stau- sondern sogar Aufenthaltsraum ist. Ab einem Drei-Personen-Zelt ist die Apsis je nach Modell geräumig und auch hoch genug, um darin hocken oder gar gebückt stehen zu können oder auf niedrigen Stühlen zu sitzen. Vergleichbare 3-Personen-Kuppelzelte hingegen haben i.d.R. zwei kleine seitliche Apsiden, die gerade so viel Platz bieten, dass man seine Packtaschen und Schuhe irgendwie unterbekommt. In Sachen mehr Platz war aber nicht nur die große Apsis ein schlagendes Argument für genau dieses Tunnelzelt, sondern auch das längere (und auch breitere) Innenzelt. In unserem bisherigen Zelt stieß Thomas nämlich mit Kopf und Füßen ans Innenzelt und leider auch immer wieder ans Außenzelt, und das bedeutet bei Regen- oder Kondenswasser: Nasser Schlafsack usw.

Womit wir beim besseren Wetterschutz wären: Die Crux an den Apsiden des Kuppelzeltes ist nämlich, dass es bei geöffneter Tür reinregnet, und zwar nicht nur in die Apside selbst, sondern auch auf die Tür zum Innenzelt und somit letztendlich auch ins Innenzelt, wenn man dessen Tür öffnet… Vor allem bei starkem Regen gibt es keine Chance, ins Zelt zu kommen, ohne dabei Sachen nass zu machen. Zumal man seine Regenklamotten entweder vor dem Zelt ausziehen muss und dabei nass wird oder drinnen, und dabei auch alles nass macht. Beim Tunnelzelt dient hier die Apsis quasi als Schleuse: rein in die Diele, raus aus den nassen Sachen, nasse Klamotten verstauen, trocken ins Innenzelt, und umgekehrt bequem in die Regenklamotten, bevor man das Haus verlässt.

Weiterer positiver Nebeneffekt des Zeltwechsels: wir sind jetzt trotz mehr Platz ca. 1,5 Kilo leichter unterwegs. Das liegt zum einen daran, dass Tunnelzelte bauartbedingt im Vergleich zum entsprechend großen Kuppelzelt immer etwas leichter sind, und zum anderen daran, dass Hilleberg grundsätzlich auf maximale Stabilität setzt, während Wechsel lieber ein paar Gramm spart – wie sich das auf die Langlebigkeit auswirkt, werden wir sehen… Hinzu kommt, dass wir jetzt auch auf das Tarp verzichten können.

Stellt sich natürlich die Frage, warum wir überhaupt mit einem Kuppelzelt losgefahren sind? Nun ja, auch Kuppelzelte haben ihre Stärken und ein paar Vorteile gegenüber den Tunnelzelten. Sie sind (meist) freistehend, d.h. es braucht nicht zwingend Heringe, um sie aufzustellen. Ein Vorteil, den wir vor Jahren in Norwegen schon mal sehr zu schätzen wussten, als sich partout kein anderer Zeltplatz finden mochte, als eine stillgelegte schmale Bergstraße hinter einem Tunnel. Bei Tunnelzelten ist das Abspannen essenziell und dafür müssen die Heringe fest in den Boden – insbesondere bei Wind – und das ist selbst auf Campingplätzen manchmal eine Herausforderung. Kuppelzelte brauchen weniger Platz, was beim wildzelten ebenso wichtig sein kann. Und sie sind aufgrund ihrer Bauform weniger windanfällig und bei Sturm letztlich stabiler. Beim Tunnelzelt sollte man beim Aufbau tunlichst auf die Windrichtung achten und auf gut gespannte Leinen und den festen Sitz der Heringe… Im Sommer ist das Kuppelzelt außerdem weniger warm, weil man mit den beiden Eingängen für richtig Durchzug sorgen kann. Hinzu kommt, dass Kuppelzelte i.d.R. etwas schneller auf- und abgebaut sind, als Tunnelzelte, weil weniger Heringe und Leinen benötigt werden und ggf. auch weil weniger Zeltplane auch weniger Regenwasser auf der Plane oder Kondenswasser auf der Unterseite bedeutet, das spart Zeit beim trocknen. Und dann war uns zudem immer irgendwie sympathisch, dass jeder seinen eigene Eingang und seine eigene Apsiden hat.

Die Schlechtwetterdefizite des Kuppelzeltes wollten wir mit dem Tarp kompensieren und uns gefiel dabei der flexible Aufbau des Tarps auch unabhängig vom Zelt als Regen-, Wind oder Sonnenschutz. Das hat in der Praxis schlechter funktioniert als gedacht, das Tarp hätte größer sein müssen, die Tarpstangen länger und dadurch wäre alles wieder schwerer geworden und windanfälliger… Außerdem hatten wir nicht damit gerechnet, dass dieser Herbst so kalt und nass werden würde…

Wir hatten uns vor dem Start unserer Europareise in Sachen Zelt lange Gedanken gemacht und Thomas hat viel recherchiert. Und letztlich sind wir als jahrelang recht zufriedene und überzeugte „Kuppelzelter“ beim Allak 3 gelandet, wobei das Tempest 3 schon damals mit auf der Auswahlliste stand. Und nun hat uns also das nasskalte Herbstwetter der letzten Wochen dazu bewogen, dem Tunnelzel eine Chance zu geben. Und nach unseren ersten drei Nächten ziehen wir ein erstes positives Fazit: Das Innenzelt ist für Thomas lang genug, die mehr Breite bräuchte es nicht, ist aber auch ganz nett (und beim schmaleren Tempest 2 wäre dann die Apsis zu klein und zu niedrig für Gepäck und Sitzen). Der Auf- und Abbau braucht noch etwas Routine und wird vermutlich nie ganz so zügig gehen, wie beim Kuppelzelt, aber auch nur unwesentlich länger. Auch der „Ein-“ und „Auszug“ geht noch nicht so routiniert von Statten wie bisher und es wird noch ein paar Tage gehen, bis jede Tasche ihren Platz hat und wir uns im jetzt einzigen Eingang nicht mehr in die Quere kommen. Die bessere Wettertauglichkeit durften wir auch schon genießen mit einem Regen-Setup am zweiten Tag: Apsis vorne hochrollen, trocken sitzen und trotzdem kochen. Und am dritten Abend wussten wir bei 4-5 Grad durchaus zu schätzen, dass es in der geschlossenen Apsis dann doch ein paar Grad wärmer ist, als vor der Tür. Ok, wenn nach einer kalten Nacht ohne Wind am Morgen bei 3 Grad das Kondenswassers von der Decke im Vorzelt tropft, will man da auch nicht sitzen. Aber immerhin können wir nun wählen, wo es gemütlicher ist bzw. uns danach richten, wo es gerade mehr tropft, draußen oder drinnen ;-).

Aktuell sind wir mit unserer Entscheidung für ein neues Zelt also sehr zufrieden! Für den Herbst und Winter in Südeuropa schlägt das Tunnelzelt das Kuppelzelt! Beweisen muss sich unser Tunnel jetzt noch bei Wind und auch beim wildzelten. Wir sind gespannt, wie das langfristige Fazit dann ausfallen wird, und für welches Zelt wir uns entscheiden, wenn wir im Frühjahr ans Nordkap aufbrechen.

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